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Demonstrationsbetriebe Herdenschutz: Erfahrungsaustausch aus der Praxis

05.07.2022

Erfahrungen aus verschiedenen Projekten zeigen, dass kollegialer Austausch von Praktikern zur Wissensvermittlung besonders effektiv und akzeptiert ist. Deshalb baut der DVL im Rahmen des Projekts „Herdenschutz in der Weidetierhaltung“ ein Netzwerk von Demonstrationsbetrieben auf, die für eine kollegiale Beratung oder als Referenten ihre Vorgehensweise, Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Praxis weitergeben wollen. Neben Herdenschutzexpert*innen beziehen wir die Betriebsleiter*innen in unser Angebot zum Wissenstransfer ein. Ob Zäunung von schwierigen Geländestellen wie Bäche, Erfahrungen mit Zaunmonitoringsystemen oder das Freihalten von Weidezäunen, mit den Praxisberichten der Betriebsleiter*innen in unseren Online-Schulungen ermöglichen wir die kollegiale Weitergabe von Wissen.

Die Demonstrationsbetriebe zeigen, wie Herdenschutz für unterschiedliche Betriebstypen und Weidetierhaltungen möglich ist. Dafür nehmen wir weidetierhaltende, landwirtschaftliche Betriebe auf, die mindestens den vom jeweiligen Bundesland festgelegten Mindestschutz eingerichtet haben und lassen uns dies von den Herdenschutzberatenden in den Ländern bestätigen. In einem ausführlichen Interview fragen wir alle Maßnahmen des Betriebs in Bezug auf den Herdenschutz ab: Zauntyp, Untergrabeschutz, Überkletterschutz, Weidetorsicherung, Zaunmonitoring, Mähtechnik, Herdenschutzhunde, Herdenmanagement, sonstige Besonderheiten, sowie sekundäre Herdenschutzmaßnahmen, wie Flatterbänder und andere und stellen diese dann kompakt mit einem kurzen Betriebsspiegel in einem Steckbrief zusammen.

Eine weitere Voraussetzung für die Aufnahme eines Betriebs ist auch das Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem DVL und ein sachlich-konstruktiver Kommunikationsstil. Gerade bei einem so emotional aufgeladenen Thema wie dem Schutz von Weidetieren vor Wölfen braucht es sachliche Beiträge, die wir in unseren Veranstaltungen kultivieren.

Wir freuen uns daher, inzwischen 16 unterschiedliche Weidebetriebe aus neun Bundesländern für unser Netzwerk gewonnen zu haben. Sie alle sind auf der Projekthomepage www.herdenschutz.dvl.org/demobetriebe beschrieben und engagieren sich im Rahmen des Projekts und oft darüber hinaus für den Herdenschutz und damit für eine Koexistenz von Weidewirtschaft und Wolf.

Zwei der Betriebe wollen wir hier vorstellen:

Schäferei Humpert, NRW

Die Schäferei Humpert aus Nordrhein-Westfalen ist ein kleiner Nebenerwerbsbetrieb mit alten gefährdeten Haustierrassen und beweidet Landschaftspflegeflächen von Kalkmagerrasen bis Moor. Sie hat sich ein ausgeklügeltes Herdenschutzkonzept überlegt: Betriebsleiterin Ortrun Humpert hat sowohl in Festzäune, als auch in höhere Mobilzäune investiert. Ihre vorhandenen 90 cm Zäune rüstet sie an bestimmten Stellen mit einer Breitbandlitze auf 1,20 m gegen Einsprung auf. Je nach Standort verwendet sie unterschiedliche Elektronetztypen, die die Elektrifizierung und damit eine hohe Spannung am besten gewährleisten. Darüber hinaus hält sie mehrere Teams von Herdenschutzhunden, die sie auch züchtet und ausbildet. In einer unserer Schulungen hat Frau Humpert als Referentin für Konzeption, Bau und Wartung von Zäunen in der Schafhaltung berichtet.

Wir dürfen den Wolf nicht unterschätzen, brauchen aber auch keine Angst haben, mit Herdenschutzmaßnahmen können wir unsere Schafe konstruktiv schützen.“ Ortrun Humpert

Link zum Steckbrief Schäferei Humpert

Weiderind Böhmer

Der Betrieb „Weiderind Böhmer“ bewirtschaftet Bergweiden in der Fränkischen Schweiz. Seit 2016 hält Norbert Böhmer Herdenschutzhunde zum Schutz der Mutterkuhherden. 2021 konnte er mit Hilfe von Wikiwolves-Freiwilligen einen geförderten Festzaun von 14 km Länge aufbauen, um seine Simmentaler und Zwergzebu-Herden zu schützen. Eine besondere Herausforderung für den Betrieb ist die Sicherung von Bächen und Gräben durch Ketten und Spannungsentkoppler und das Freihalten der Zäune, das nicht überall maschinell möglich ist. In einer unserer Schulungen hat Herr Böhmer seine Technik zur Zäunung von Gewässern vorgestellt, er engagiert sich außerdem im EU-LIFE-Projekt Lifestockprotect.

Die Weidetierhaltung ist eine Herzensangelegenheit. Deswegen engagiere ich mich für den Herdenschutz und der Austausch mit Kollegen ist mir wichtig.“ Norbert Böhmer

Link zum Steckbrief Weiderind Böhmer


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